Herr Bassauer, können Sie sich noch an Ihren ersten Kontakt mit Alkohol erinnern?
Das erste Mal trank ich Alkohol im Alter von 15 Jahren im Urlaub mit meiner Mutter. Ab dem 18. Lebensjahr gehörte er zu meinem Leben dazu – täglich. Als ich meine Anstellung im Jahr 2013 verlor, wurde es ganz schlimm. Meine Frau war nur selten daheim, sie arbeitete viel. Mit Beginn der Arbeitslosigkeit gab ich mich zuhause dem Alkohol hin. Ich konsumierte immer häufiger und immer mehr.
Wie stand Ihre Frau zu Ihrer Abhängigkeit?
Meine Frau hat viel Geduld mit mir bewiesen. Ich war schwer alkoholabhängig und konsumierte oft heimlich, während sie in der Arbeit war. Doch wenn sie abends nach Hause kam, merkte sie bereits, dass es mir nicht sonderlich gut ging. Der Alkohol verursachte oft starke Magenschmerzen. Irgendwann sagte meine Frau zu mir: „So kann das nicht mehr weitergehen! Du musst einen Entzug machen!“
Der erste Mann meiner Frau war auch alkoholabhängig. Das wollte sie kein zweites Mal durchmachen und ich wollte ihr das auch nicht zumuten! Es war klar, wenn ich jetzt nichts ändern würde, würde sie sich von mir trennen und das hätte sie dann auch getan!
Also entschloss ich mich schweren Herzens, den Kampf gegen das Rauschmittel aufzunehmen. Ich hatte große Angst davor! Schließlich wusste ich nicht, was mich erwarten würde.
Dreieinhalbwochen hat mein Entzug in der Vianobis Fachklinik in Gangelt gedauert. Im Anschluss daran besuchte ich eine Selbsthilfegruppe. Seither habe ich keinen einzigen Schluck Alkohol mehr getrunken!
Nach meinem erfolgreichen Entzug wollte ich eigentlich gar keine Therapie mehr machen, weil ich mich so stark gefühlt hatte. Im Juni 2019 begann ich dann aber doch meine Therapie in der Fachklinik Hirtenstein in Bolsterlang und bereue es nicht!
Was hat Ihnen an der Fachklinik Hirtenstein gefallen?
Die Atmosphäre in Hirtenstein war sehr gut und vor allem sehr freundschaftlich. Ich habe mich mit allen gut verstanden. Die Therapeuten dort verstehen ihr Handwerk, sie konnten mir helfen und mich unterstützen. Jeder, der dort war, konnte seinen Gefühlen freien Lauf lassen, man durfte auch mal eine Träne vergießen. Toll fand ich auch, dass ich fast jeden Tag zu meiner Frau nach Hause fahren konnte, da wir nicht weit weg wohnen. Ich habe konsequent an allen Therapieangeboten teilgenommen. Mir war bewusst, dass dies der einzige Weg ist, um mich von der Sucht zu befreien. Ich musste diesen Berg bezwingen, um in ein neues, besseres Leben blicken zu können. Die Arbeits- und Beschäftigungstherapie in der Schreinerei hat mir sehr viel Spaß bereitet! Ich ließ kaum eine Therapiestunde ausfallen. Auch in meiner Freizeit verbrachte ich viel Zeit in der Werkstatt oder unterstützte den Hausmeister bei seiner Arbeit. Nach der Reha habe ich mir daher Schreinerwerkzeuge und Maschinen für meine Werkstatt zuhause zugelegt.
Auch jetzt kann ich mich noch jederzeit bei Fragen an die Fachklinik Hirtenstein wenden. Nach wie vor lassen mir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort viel Unterstützung zukommen. Es war eine tolle Zeit in Hirtenstein und die Therapie dort hat mir sehr geholfen! Vielen Dank dafür! Vielen Dank auch an meine Frau und Familie, ohne die ich diese schwere Zeit niemals überstanden hätte!
Das Interview führte Johanna Demmel, Auszubildende in der Hauptgeschäftsstelle